Arbeitstagung "Symphonische Dichtung – Interdisziplinäre Perspektiven im langen 19. Jahrhundert“

Organisation und Konzeption: Jun.-Prof. Dr. Stefanie Acquavella-Rauch, Prof. Dr. Immanuel Ott und Prof. Dr. Birger Petersen

Mainz, 9. bis 11. März 2022

»Die Erneuerung der Symphonik aus dem Geist der Poesie [...] war zweifellos mehr als nur der Nachvollzug einer Entwicklung, die auf dem Gebiet der Klaviermusik bereits weit fortgeschritten war, und mußte in Deutschland insofern auf Vorbehalte stoßen, als der Rang der Symphonie im öffentlichen Bewußtsein eine derart radikale Neuorientierung nur schwer vorstellbar erscheinen lassen konnte«: Mit diesen Worten umriss Detlef Altenburg Ende der 1990er Jahre einige der Entwicklungen, die mit dem Phänomen einer Gattung zusammenhängen, die während der Zeit ihrer größten Blüte äußerst kontrovers diskutiert wurde.

Symphonische Dichtungen waren – und sind es bis heute – aber viel mehr als lediglich ein Phänomen musikalischer Gattungen: Sie sind Träger nationaler Identitäten, Vermittler zwischen den Künsten – seien es Poesie, bildende Kunst oder Märchen – und Kommunikatoren poetischen und literarischen Erbes. Umso interessanter ist es, dass die Beiträge zur Erforschung der Vielfalt an Themen, die damit verbunden sind, gerade in den vergangenen Jahren vor allem aus dem internationalen Ausland stammen, während in der deutschsprachigen Literatur seit 2014 beinahe nichts veröffentlicht wurde.

Die Tagung setzt sich daher zum Ziel, den Anschluss an die neueste internationale Forschung zu finden und über das Betrachten der Werke einzelner Komponistinnen und Komponisten hinausgehend mit Hilfe intra- und interdisziplinärer Ansätze neue Wege der Auseinandersetzung mit der und der Annäherung an die Gattung zu erproben. In diesem Sinne soll die Tagung auch eine Zusammenführung von Forschenden und Forschungsergebnissen leisten, in der die Symphonische Dichtung als komplexes musikalisches und kulturelles Phänomen in seinen Vernetzungen dargestellt und so einem gesamthaften Zugriff zugänglich wird.

Im Rahmen dreier Sektionen sollen kulturgeschichtliche und analytische Zugänge schwerpunktmäßig erarbeitet werden, war – und ist – doch die Gattung zum einen Ausdrucksmedium transmusikaler Inhalte und zum anderen kompositorisches Experimentierfeld. Jede Sektion ist dabei wiederum aufgegliedert in verschiedene Themen, die interdisziplinär vor allem über eine enge Verzahnung zwischen Musiktheorie, Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft diskutiert werden sollen:

1. Gattungsdefinition(en)
• Opernouvertüren im 18. Jahrhundert
• Kulturgeschichte des Begriffs
• Formtheorien und Topoi
• Terminologien
• Analytische Zugänge zu den unterschiedlichen Ausprägungen der Gattung
• Die Gattung im 20. Jahrhundert

2. Symphonische Dichtung im Kontext des nation building seit dem 19. Jahrhundert
• Monotonie und Dynamik: Smetanas Symphonische Dichtungen
• »Déwagnérisation« and the problem of descriptive music
• Le poème symphonique entre la France et l’Allemagne
• L’incarnation du Nord: Sibelius

3. Sujets – Beiträge zur Stoffgeschichte im kulturhistorischen Zusammenhang
• Musik und Sprache
• Opernsujet und Symphonische Dichtung
• Literarische Sujets
• Märchen, Sagen, Mythen
• Natur

Hier finden Sie das aktuelle Tagungsprogramm.

Zur Anmeldung wenden Sie sich bitte per Mail an musiktheorie@uni-mainz.de