"Ganz oder gar nicht" – Wagners Werk in Mainz und Darmstadt

Ausstellungs-Projekt im Rahmen der BA- und MA-Studiengänge am Musikwissenschaftlichen Institut der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz im WS 2012/13 und SS 2013

Von Niclas Stockel.

Beginn hier

Aus Anlass des Richard Wagner-Jahres 2013 bot sich für Studierende im Bachelor- und Master Studiengang die Teilnahme an einer praxisorientierten Veranstaltung unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Ursula Kramer. Gegenstand war die "Konzeption, Gestaltung und Durchführung einer Ausstellung zum Wagner-Gedenkjahr".

Wagner Ausstellung Plakat

Nach einer Einführungsphase, die zunächst dem eingehenderen Studium des Wagnerschen Schaffens gewidmet war, wurden im konkreten, anwendungsbezogenen Teil der Veranstaltung mit den Theater-Städten Mainz und Darmstadt zwei Teil-Stränge verfolgt, wobei dafür jeweils unterschiedliches Material zur Verfügung stand. Die Ausstellung für das Staatstheater Darmstadt konnte auf das umfangreiche Archiv der Theatersammlung (als Teilbereich der Historischen Sammlungen der Universitäts- und Landesbibliothek) zurückgreifen (Theaterzettel, Bühnenbildentwürfe, Aufführungskritiken, Sängerportraits), während die Mainzer Ausstellung vornehmlich historisches Noten- und Aufführungsmaterial präsentierte, welches aus dem Besitz der Stadtbibliothek bereitgestellt wurde.

Darmstadt- Vitrinen Mainzer Vitrine

Der konkreten Konzeption beider Teil-Ausstellungen kamen zunächst die zuvor hinzugewonnenen Kenntnisse zum Wagnerschen Oeuvre zugute, die dann vor allem durch die persönlichen Bezüge Wagners zu Personen und Institutionen der Region ergänzt und vertieft wurden. Hierzu gehörte der Kontakt und Briefwechsel mit dem Mainzer Verlagshaus Schott ebenso wie die direkte Zusammenarbeit mit Darmstädter Künstlern wie dem Maschinenmeister Carl Brandt.

Wagner - Darmstadt Carl Brandt - Bayreuth

In beiden Fällen war insbesondere die Arbeit mit dem historischen Material besonders spannend, da gewissermaßen Zeitgeschichte geatmet werden konnte und insbesondere historische Aufführungssituationen zum Greifen nah schienen. So wurden allerhand kuriose Entdeckungen gemacht, darunter humoristische und karikaturistische Eintragungen verschiedener Orchestermusiker im historischen Notenmaterial oder auch Hinweise zum zeitgenössischen Modeverhalten durch Werbeanzeigen auf den Theaterzetteln. Das besonders umfangreiche Material des Darmstädter Theaters konnte in den nagelneuen, komfortablen Räumlichkeiten der Universitäts- und Landesbibliothek in Augenschein genommen werden. Deren Mitarbeiter ermöglichten eine problemlose Bereitstellung des relevanten Materials, das das Theaterarchiv zu Wagner enthielt.

LKW Fahrstuhl Muskeln

Im Rahmen der konkreten Disposition der Ausstellung fiel die Zusammenarbeit innerhalb der Studierenden-Gruppe besonders anregend aus, da nun Ideen hinsichtlich des Aufbaus der Vitrinen, ihrer thematischen Widmung sowie des Plakatdesigns gemeinsam entwickelt werden konnten. Hier war zunehmend die eigene Kreativität gefordert.

Schließlich galt es, die organisatorischen und logistischen Probleme "hinter den Kulissen" in den Griff zu bekommen. Nachdem ein großzügiger Leihgeber für die immerhin 18 Vitrinen gefunden war, musste deren Transport von Frankfurt nach Darmstadt organisiert werden, wobei sich neue Hürden in Form einer fehlenden Feinstaubplakette für den Sattelzug des Staatstheaters zur Einfahrt in die Frankfurter Innenstadt in den Weg stellten und zu enge Fahrstühle im Darmstädter Haus die Muskelkraft der Bühnentechniker auf eine harte Probe stellten .

Letztlich erwies sich die Ausstellung in Darmstadt als voller Erfolg, da insbesondere die dortigen Theaterbesucher großes Interesse für die Geschichte des eigenen Theaters aufbrachten. Zudem war es möglich, in einem eigens zur Ausstellung erschienenen Begleitbuch eigene Texte der Studierenden, in denen Wagners Bezug zur Region ausführlicher gewürdigt wurde, zu veröffentlichen. Der Band wurde in die "Darmstädter Schriftenreihe" des Justus-von-Liebig-Verlags aufgenommen.

Buch Wagner 200

Wenige Tage nach der Ausstellungseröffnung in Darmstadt wurden dann auch in der Mainzer Stadtbibliothek die historischen Exponate der Öffentlichkeit präsentiert. Auch das Mainzer Publikum begegnete dem historischen Material nicht bloß aus lokalpatriotischer Neugier mit besonderem Interesse. Im Zusammenhang mit einem Vortrag am 22. Mai 2013, Wagners 200. Geburtstag, von Prof. Dr. Ursula Kramer ("Wagner im Wohnzimmer") hatte man dort sogar das Philharmonische Staatsorchester Mainz unter seinem GMD Hermann Bäumer zur Mitwirkung an der Veranstaltung gewinnen können.

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